Ein Zehn-Punkte-Plan soll Baudesaster wie den Berliner Flughafen oder die Hochmoselbrücke in Zukunft verhindern

Zehn Punkte für den Projekt-Erfolg

Kaum ein Großbau-Projekt in Deutschland, das derzeit nicht negative Schlagzeilen macht. Der Berliner Flughafen, Stuttgart 21, die Hochmoselbrücke und die Hamburger Elbphilharmonie stehen nur stellvertretend für Projekte, die finanziell und zeitlich aus dem Ruder laufen. Das Bundesministerium für Verkehr und Bau hat deshalb eine Kommission ins Leben gerufen, die Vorschläge entwickeln sollte, wie Großprojekte in Zukunft wieder besser gelingen können.

Ziel der Kommission

Weil die Bürger, so das Ministerium, das Vertrauen in die öffentliche Hand als Bauherrn verloren haben, sei es wichtig, den gesamten Bauprozess unter die Lupe zu nehmen. „Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich darauf verlassen können, dass mit ihren Steuergeldern verantwortungsvoll umgegangen wird. Außerdem geht es darum, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Bauindustrie zu verbessern“, so das Ministerium auf seiner Homepage.

In der Reformkommission haben sich 35 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, öffentlicher Hand und Verbänden mit der Thematik beschäftigt. Die Namen der Teilnehmer zeigen das breite Spektrum der Kommission.

Orientierungshilfe für Planer und Bauherrn

In ihrem Abschlussbericht hat die Reformkommission Handlungsempfehlungen für Politik, Wirtschaft und Verwaltung vorgelegt. Auch wenn die Zehn-Punkte-Liste den Anschein erwecken mag, dass das Problem unzuverlässiger, überteuerter Großprojekte einfach zu lösen sei, so machen die Experten deutlich: Es gibt keinen Alleinverantwortlichen für die Fehlentwicklung bei Großprojekten.

Wichtig sei es:

  • Einen kompetenten und leistungsstarken Bauherrn zu haben.
  • Bei einer intensiven Planung auch digitale Möglichkeiten einzubeziehen.
  • Alle Beteiligten durch Anreizen dazu zu bringen, die Ziele im vorgegebenen Rahmen zu erreichen.
  • Eine offene Kommunikation innerhalb des Projekts und mit den Bürgern zu führen.

Vom Anfang bis zum Ende des Projekts sei es nötig, ein „partnerschaftliches Zusammenwirken der Bauherrn, der Planer, der Bauunternehmer, der Berater und der Nutzer zu pflegen“, so die Kommission.

Auch wenn die Reformkommission ihren primären Auftrag mit der Vorstellung des Zehn-Punkte-Plans erfüllt hat, so hat sie sich nicht aufgelöst. Sie wird in unregelmäßigen Abständen weiterhin zusammenkommen, um die Umsetzung der Handlungsempfehlungen zu bewerten. So können gegebenenfalls Anpassungen vorgenommen werden, wenn sich Theorie und Praxis in diesem Fall als nicht deckungsgleich erweisen.

Zehn Punkte zum Gelingen

1. Kooperatives Planen im Team
Großprojekte sollten von interdisziplinären Teams geplant werden. So kann bereits in frühen Projektphasen ein möglichst hoher Abstimmungsgrad erreicht werden. Auch der Informations- und Wissensaustausch mit Blick auf die Planungsinhalte kann so intensiver gestaltet werden.

2. Planen geht vor bauen
Mit dem Bau soll erst begonnen werden, wenn alle Planungen abgeschlossen sind.

3. Risikomanagement
Egal wie gut die Planung ist, ohne ein gewisses Risiko ist kein Bauprojekt zu realisieren. Deshalb ist es nötig, das Risikomanagement zu optimieren.

4. Vergabe an den Wirtschaftlichsten, nicht an den Billigsten
Der Angebotspreis allein sollte nicht entscheidend für die Vergabe sein. Der günstigste Bieter ist nicht immer der wirtschaftlichste. Deshalb ist es wichtig, dass bei der Vergabe auf die qualitative Leistungsfähigkeit des Bieters geachtet wird.

5. Partnerschaftliche Projektzusammenarbeit
Bei künftigen Großprojekten sollen Aspekte der partnerschaftlichen Zusammenarbeit eingesetzt werden. Aber auch materielle Anreizideen, wie zum Beispiel Bonus-Malus-Regelungen, könnten eingesetzt werden.

6. Außergerichtliche Streitbeilegung
Konflikte, die eskalieren, kosten Zeit und Geld. Um Gerichtsverfahren zu vermeiden, sollen geeignete Streitbeilegungsmechanismen genutzt werden.

7. Verbindliche Wirtschaftlichkeitsuntersuchung
Wenn für öffentliche Großprojekte Haushaltsmittel bereitgestellt werden, dann muss der Nachweis einer angemessenen Wirtschaftlichkeitsuntersuchung erbracht werden. Das  ausgewählte Beschaffungsmodell muss schlüssig begründbar sein.

8. Klare Prozesse und Zuständigkeiten
Von Beginn an muss es klare Prozesse und Zuständigkeiten geben. Effiziente Abläufe sind nur so möglich.

9. Stärkere Transparenz und Kontrolle
Bei Großprojekten muss eine klar definierte Steuerung und Kontrolle gewährleistet sein. Dies gelingt nur, wenn es ein kontinuierliches und objektives Controlling gibt. Es muss in alle Entscheidungsebenen einbezogen werden.
In diesem Zusammenhang sollen der Öffentlichkeit „geeignete Informationen zum Sachstand“, zu Kosten, Risiken und Terminplänen zur Verfügung gestellt werden, so der Rat der Experten.

10. Building Information Modeling nutzen
Die Effizienz von Großprojekten kann deutlich verbessert werden, wenn sowohl das Planen, als auch das Bauen digitalisiert werden. Die Methoden des Building Information Modelings (BIM) könnte ein Schlüssel dafür sein. Das Prinzip „Erst virtuell, dann real bauen“ soll zur Regel werden.

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