Gebäude im Stile von Hightech-Turnschuhen: agps Architecture ist Mastermind der Adidas „Herzo Base“
VON Redaktion Inspiration
agps Architecture heißt das Architekturbüro, das für die Konzeption des neuen Adidas-Firmengeländes in Herzogenaurach verantwortlich zeichnet. Der auch „Herzo Base“ und „World of Sports“ genannte Hauptsitz des zweitgrößten Sportartikelherstellers weltweit ist ein Vorzeigeobjekt für Corporate Architecture. Wenn Sie wissen wollen, wie ein atmungsaktives Parkhaus oder ein Fitnessstudio-Kita-Kombigebäude zustande kommen, dann lesen Sie jetzt weiter.
Adidas-Standort im bayrischen Herzogenaurach
Die agps Architecture mit Sitzen in Zürich und Los Angeles hat im Jahr 2000 den Zuschlag für die Masterplanung des Adidas-Firmensitzes erhalten. Dieser sah unter anderem den Bau eines Parkhauses sowie einer Kindertagesstätte mit integriertem Gym vor, welche nun von agps selbst geplant und umgesetzt wurden. Selbstverständlich stand im Mittelpunkt die Corporate Architecture von Adidas. Das bekannte Unternehmen, 1949 von Adi Dassler gegründet, hat 1998 den von den US-Streitkräften verlassenen Fliegerhorst in Herzogenaurach übernommen, um sich ein zum Firmenimage passendes Hauptquartier erbauen zu lassen.
Workout für Erwachsene und Kinder: der Kita-/Gym-Hybridbau
Fitnessstudio und Kita in einem Bau integrieren – das gibt es nicht oft. Im Falle der WoS beabsichtigte agps, den beiden per se eher kleinen Gebäuden ein firmes Auftreten zu verpassen. Und wie ginge das einfach als mit vereinten Kräften? Der Gym/Kita-Bau ist in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet und mit einem begrünten Flachdach versehen. Nach Norden hin blickt der Gym-Teil recht markant Richtung Zufahrtsstraße, die Kita verläuft gen Süden, zum ruhigeren Teil der World of Sports (WoS) hin. Das Herz der Anlage bildet das trapezförmige Foyer, das im Kita-Teil einen Indoorspielplatz und im Gym-Teil ein zentrales Atrium enthält. In beiden Flügeln sind Räume organisatorisch zusammengefasst. Nach außen hin hebt sich das Gesamtgebäude durch dunkle Grautöne von den anderen WoS-Bauten ab, die mehrheitlich weiß gehalten sind.
Fakten zum Projekt adidas Kita & Gym:
Bauherr: adidas Group AG
Projektierung: agps architecture ltd.
Architekten: Alina Amore, Gian Chiapolini, Fiona Endres, Rahime Osmani, Dario Papalo, Emma Radaelli, Roman Theus, Manuel Scholl, Denise Ulrich
Fertigstellung: 2014
Das Parkhaus: atmungsaktive Fassade und Platz für 100 Fahrräder
Ganz anders kommt das Parkhaus daher, obwohl es sich genauso harmonisch ins Gesamtbild einfügt. Seine Fassade besteht aus Lochpaneelen, die Einblick in das Innere gewähren, ohne komplett durchsichtig zu sein. Dieses Design erinnert an atmungsaktive Sporttextilien. Den Sport fördern möchte das neue Parkhaus sowieso, bietet es doch Platz für 100 Fahrräder. Noch besser sogar: Die Radler haben sogar eigene Umkleideräume. Das Parkhaus ist sechsstöckig, hat Ausmaße von 115 x 70 x 20 m und bietet auf 43.000 m2 Platz für 1.500 Fahrzeuge. Es ist von der Zufahrtsstraße leicht ab- und dem Campus zugewandt, wodurch seine Außenwirkung als eigenständiges Objekt erhöht wird.
Fakten zum Projekt adidas Parking:
Bauherr: adidas Group AG
Projektierung: agps architecture ltd.
Architekten: Philipp Bollier, Christian Meili, Dario Papalo, Emma Radaelli, Manuel Scholl
Fertigstellung: 2014
WoS-Masterplan: von Schnürsenkeln, Streifen und Spikes
Die „Herzo Base“ hat freilich schon eine 15-jährige Entwicklungsgeschichte hinter sich. Übergeordnete Idee war und ist ein offenes Campusgelände mit parkartigen Freiräumen, das genug Spielraum für Änderungen des Masterplans erlaubt.
Erstes Bauwerk war 2005 der Adi-Dassler-Sportplatz nach dem Entwurf von agps Architecture. Bereits hier zeigt sich ein wichtiger Teil der agps-Gestaltungsphilosophie: Betriebs- und Garderobenräume wurden nahtlos in die Landschaft integriert und treten nur als Erdwall bzw. Tribüne in Erscheinung. Ein Jahr später wurde das Adi Dassler Brand Center (ADBC) nach Plänen des Wiener Architekturbüros querkraft architekten vollendet. Als schwarzer Glaskubus tritt das Gebäude viel dominanter auf. Kernstück ist eine 5.000 Quadratmeter große Veranstaltungshalle mit einer 150 Meter langen Videoprojektionswand.
Es folgten drei vom Namen her korrespondierende Bauten: Spikes, Stripes und Laces. Spikes ist ein Bürogebäude, Stripes das Mitarbeiter-Restaurant, und Laces ein Forschungs- und Entwicklungszentrum, welches 2011 fertig gestellt wurde. Es „schwebt“ auf einem Sockel und deutet mit dem umlaufenden Fenstern die Adidas-Streifen an. Verbunden werden die verschiedenen Gebäudeteile durch Übergänge, die im Grundriss die Schnürung eines Sportschuhs nachvollziehen. Laces ist ein Werk von kadawittfeldarchitektur.
In Planung sind gleich mehrere Gebäude. Da wäre einmal der Bürokomplex „Stage V“ von MGF Architekten, der sich flach in die Landschaft schmiegen soll. Ebenfalls einen Bürobau haben Behnisch Architekten geplant. Er soll sich in eine öffentliche Zone und einen nestartigen Büroteil gliedern. Drittens wird ein Konferenz- und Restaurantgebäude nach Plänen des dänisch-deutschen Büros COBE kommen. Es erinnert mit seinem geschlitzten Dach an die leichte Pavillonarchitektur der 1970er Jahre.
Über agps Architecture
agps Architecture mit Sitz in Zürich und Los Angeles ist ein internationales Architekturbüro. Der Name leitet sich von den Nachnamen der vier Gründungspartner Marc Angélil, Sarah Graham, Reto Pfenninger (2013 ausgeschieden) und Manuel Scholl ab. Das Büro zeichnet für eine Vielzahl von Projekten hauptsächlich im deutschsprachigen Europa sowie in Übersee verantwortlich.