Den alten Schornstein zukunftsfit machen
Im Sommer möchte man ans Heizen eigentlich gar nicht denken, doch gerade außerhalb der Heizperiode bietet sich die beste Gelegenheit, um den heimischen Schornstein auf Schäden zu untersuchen und ihn gegebenenfalls zu sanieren. Wird dabei ein Schaden entdeckt, stellt sich die Frage: Selbst reparieren oder den Handwerker rufen? Ein ähnliches Dilemma stellt sich, wenn die Heizanlage getauscht wird. Dann ist der Querschnitt des Schornsteins meist zu groß und eine Lösung muss her.
Baumärkte bieten Selbstbau-Kits für die Sanierung an, doch Fehler von Hobbyhandwerkern können gravierende Folgen bis hin zum Hausbrand haben.
Warum Schornsteine instabil werden können
Der Schornstein ist starken Belastungen ausgesetzt: Von außen wirken Wind und Wetter auf die Bausubstanz ein, von innen nagen die heißen Abgase daran. Kein Wunder, dass irgendwann Risse auftreten können. Manchmal geben auch die Fugen nach.
Risse zu schließen oder Fugen neu zu verspachteln – das sind eigentlich Arbeiten, die auch Hobbyhandwerker ohne Probleme erledigen können. Doch eins darf der Hausbesitzer nicht vergessen: Das Dach ist kein Arbeitsplatz, der Fehltritte verzeiht. Ohne spezielle Sicherung sollten solche Arbeiten nicht in Angriff genommen werden. Wer nicht schwindelfrei oder körperlich nicht mehr fit genug ist, sollte deshalb einen Fachbetrieb beauftragen.
[toggle title=»Info» load=»show»]Am häufigsten finden sich auf deutschen Dächern Schornsteine aus gemauerten Ziegeln, auch übereinander gesetzte Betonfertigteile sind beliebt. In ihnen ist mindestens ein Rauchgasschacht eingebaut, meist mehrere. Diese Variante wird einschalige Ausführung genannt. Schornsteine, in denen ein Rohr eingezogen ist, gelten als zweischalig, ist das Innenrohr sogar doppelwandig, dann fällt der Schornstein in die Kategorie der dreiwandigen Modelle. [/toggle]
Wenn’s ein Abgasrohr sein muss
Oft geht es aber gar nicht darum, einen in die Jahre gekommenen Schornstein auszubessern, sondern ihn an die Bedingungen einer neuen Heizung anzupassen. Wer seine alte Heizung austauscht, der bekommt fast immer vom Schornsteinfeger die Auflage, ein doppelwandiges Abgasrohr, das säure- und wasserdampfbeständig ist, in den bestehenden Schornstein einzuziehen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Abgase der Heizung auch wirklich problemlos durch den Schornstein ins Freie geleitet werden können. Denn die Abgase moderner Heizungen sind kälter als die alter Heizungen. Weil die Verbrennungsgase so weniger weit nach oben steigen, bildet sich im Inneren des Schornsteins ein Kondensat. Das führt zu einer Versottung des Schlots. Nach einigen Jahren ist eine aufwändige Sanierung dann unumgänglich. Die Verkleinerung des Querschnitts des Abgasrohrs ist deshalb fast immer nötig, wenn eine Heizung modernisiert wird. Nur so lassen sich oben genannte Probleme vermeiden.
Edelstahl, Kunststoff oder Keramik?
Wenn ein Schornstein mit einem Abgasrohr ausgestattet werden soll, stehen dafür unterschiedliche Materialen zur Verfügung. Meist werden Rohre aus Edelstahl verwendet, aber es gibt auch Hersteller, die Modelle aus Kunststoff oder Keramik anbieten. Auf welches Material die Wahl fällt, ist von den örtlichen Gegebenheiten und der finanziellen Planung abhängig.
Edelstahl ist günstig
Nicht ohne Grund werden häufig Edelstahlrohre eingebaut: Ihr Einsatz ist einfach, die Kosten überschaubar. Da die meisten Modelle sowohl für feste, wie auch flüssige und gasförmige Brennstoffe geeignet sind, bieten sie dem Bauherrn mehr Flexibilität. Nach einer Umrüstung des Schornsteins kann unabhängig davon irgendwann die Heizanlage ausgetauscht werden – der Schornstein muss bei Edelstahllösungen im Regelfall nicht noch einmal angepackt werden.
Außerdem gibt es eine zweite Einsatzmöglichkeit für Edelstahl-Schornsteine: Wer zum Beispiel einen Kaminofen im Haus installieren will, an der Wunschstelle aber kein Schornstein zur Verfügung hat, kann einen Außenschornstein aus Edelstahl anbringen. Er wird an der Außenseite des Hauses befestigt.
High-Tech-Kunststoff statt billigem Plastik
Technisch wenig versierte Bauherren stutzen oft, wenn ihnen der Handwerker eine Kunststofflösung für die Schornsteinsanierung vorschlägt. Doch bei den dafür eingesetzten Materialien handelt es sich um High-Tech-Kunststoffe, die perfekt für die Gegebenheiten in einem Schlot angepasst seine, so die Werbung der Produzenten. Laut der Hersteller kann ihren Produkten das Kondensat der Abgase genauso wenig etwas anhaben wie die Temperaturunterschiede, die gerade im Winter entstehen. Auch die Abgasbelastung der Umwelt soll durch die Kunststoffrohre vermindert werden.
Doch die Kunststoffrohre stehen in manchen Punkten auch in der Kritik. So kann der Hausbesitzer die Heizungsart nachträglich nur wechseln, wenn er erneut den Schornstein saniert. Denn die Kunststoff-Variante eignet sich nur für Heizungen, deren Abgase niedrige Temperaturen haben.
Da Kunststoffe nicht UV- und rußbrandbeständig sind, müssen diese Rohre generell früher wieder ausgetauscht werden, als es bei Edelstahl- oder Keramikrohren der Fall ist.
Sanierung mit Keramik
Etwas teurer, dafür aber auch qualitativ hochwertig, sind Systeme aus Keramik. Dieses Material eignet sich für alle Heizarten und ihm wird eine hohe Lebensdauer nachgesagt. Keramikschlote können nicht versotten, sie nehmen auch bei hohen Temperaturen keinen Schaden. Wer mit festen Brennstoffen heizt, muss allerdings eine zusätzliche Wärmedämmung einziehen.
Schornsteinfeger verhindern Brände
Schornsteinfeger dürfen in Deutschland erstaunlich viel. Hausbesitzer müssen ihnen den Zugang zur gesetzlich vorgeschriebenen Kontrolle der Heizanlage gewähren. Die Polizei braucht einen Durchsuchungsbefehl, um eine Wohnung betreten zu dürfen. Dieser Vergleich zeigt, wie wichtig der Gesetzgeber die Arbeit der Schornsteinfeger einschätzt. Denn meist kann nur der Profi erkennen, ob zum Beispiel ein Vogel im Schornsteinkopf nistet, Laub ihn verstopft, Glanzruß sich abgelagert hat oder starker Frost einen Riss im Schornstein verursacht hat.
Die Qual der Wahl
Am Ende sollte die Entscheidung, welches System genutzt wird, in Absprache zwischen dem Bauherrn, dem Ofenbauer, dem Schornsteinfeger – und falls vorhanden, dem begleitenden Architekten – erfolgen.