Sanierung Altbau: Diese Messgeräte zur Analyse des Baubestands müssen Sie kennen

Altbau-Sanierung hat Hochkonjunktur, seit die Politik die Förderung erneuerbarer Energien und besserer Dämmmaßnahmen entdeckt hat. Um jedoch einen Altbau sanieren zu können, müssen zunächst umfassende Raumdaten des Objekts erhoben werden. Diese werden heute natürlich nicht mehr mit dem Zollstock ausgemessen. Vielmehr sorgen 3D-Laserscanner für sehr einfache Messprozesse in kurzer Zeit. Zudem sind die Ergebnisse präziser und umfassender als bei klassischen Messmethoden. Allerdings eignen sich die Laserscanner nicht für alle Zwecke. Eine ganze Armada hochspezialisierter Instrumente steht Architekten heute zur Verfügung.

Methoden und Messgeräte zur Baubestandsanalyse

Mit den bloßen Augen kann der Experte schon viel über ein Gebäude erfahren, viele Geheimnisse geben insbesondere Altbauten jedoch nur durch spezielle Messmethoden preis. Wir stellen Ihnen die wichtigsten vor.

Das Endoskop: Hohlräume ausforschen

Endoskope werden eingesetzt, um Einblick in schwer zugängliche Hohlräume zu gewinnen. Dies können z. B. Dämmschichten innerhalb von Wandaufbauten oder Füllungen von Balkendecken sein. Ein Endoskop leuchtet den Hohlraum aus, die Signale des zurückfallenden Lichts werden per Glasfaserlichtleiter zurückgesandt. Man kann das Endoskop auch mit einer Videokamera kombinieren und so die Beobachtungen aufzeichnen.

Stahl zerstörungsfrei untersuchen mit Bewehrungssuchgeräten

Zur Überprüfung einer Stahlbetonkonstruktion werden Bewehrungssuchgeräte eingesetzt. Über ein induziertes Magnetfeld ermitteln sie Lage, Ausrichtung und Zustand des Bewehrungsstahls zu ermitteln. Die Unterschiede des Spannungspotenzials geben Aufschluss über z. B. Korrosionsschäden. Das Beste: Bewehrungssuchgeräte arbeiten zerstörungsfrei.

Feuchtigkeitsmessgeräte

Feuchtigkeitsmessgeräte oder Dielektrizitätsmessgeräte geben Aufschluss über die Oberflächenfeuchte von Baustoffen. Dabei wird ausgenutzt, dass mit dem Feuchtigkeitsgehalt eines Baustoffs auch dessen elektrische Leitfähigkeit zunimmt. Das Messgerät hält man einfach auf die Oberfläche. Es erzeugt dann einen hochfrequenten Messstrom bzw. ein Hochfrequenzfeld, anhand dessen die elektrische Leitfähigkeit (Dielektrizitätskonstante) des Untergrunds gemessen wird.

Thermografiekameras: Oberflächentemperaturen messen

Mit Thermografiekameras wird die Oberflächentemperatur von Baustoffen gemessen. Die Darstellung erfolgt über die bekannte Darstellung als Wärmebild. Dies gibt Rückschlüsse über die Qualität der Dämmung, kann aber auch undichte Stellen bzw. unsichtbare Wasserschäden aufspüren.

Luxmeter: Lichtstärke quantifizieren

Gute Lichtverhältnisse sind wichtig für produktives und angenehmes Arbeiten sowie das allgemeine Wohlbefinden. Die Empfindung darüber, was ausreicht, mag subjektiv sein; wer dies nicht dem Zufall überlassen will oder Vorgaben einzuhalten hat, greift zum Luxmeter. Dieses handliche und kostengünstige Messgerät besteht aus einer Fotozelle, die je nach einfallender Lichtstärke eine bestimmte Spannung liefert, welche in einen Messwert umgewandelt wird. Das Gerät setzt man in 0,85 m Höhe, ca. 1 m von der Wand entfernt ein.

Technische Bestandsanalyse von Gebäuden: Checkliste

Soll ein Altbau oder ein anderes Gebäude saniert werden, muss zunächst eine technische Bestandsaufnahme gemacht werden. Hierfür bietet sich eine Checkliste an. Diese allgemeinen Parameter sollten abgefragt werden:

  • Zahl der Geschosse im Haupt-/Anbau
  • Unterkellerung: keine, ganz, teilweise?
  • Dachausbau: ganz, teilweise?
  • Baujahr
  • Nutzungsart
  • Zahl der Wohneinheiten

Im Detail sollten alle vorhandenen Gewerke nach ihrem Zustand (gut, ausreichend, schlecht) beurteilt werden:

  • Außenwände: Tragverhalten, Feuchteschutz, Wärmedämmung, besondere Bauteile
  • Außenfenster: Konstruktion, Wärmedämmung, Schalldämmung, Fensterbänke außen/innen, Schutzelemente
  • Außentüren: Konstruktion, Oberfläche
  • Dach außen: Dacheindeckung, Tragverhalten, Rinnen/Rohre/Anschlüsse, Dachaufbauten, Dachfenster
  • Dach innen: Unterspannbahn, Wärmedämmung, Holzkonstruktion, evtl. Schädlingsbefall
  • Treppenhaus: Fußboden Flur, Wände, Wandoberfläche, Wohnungstüren
  • Geschosstreppen: Tragverhalten, Stufenoberfläche, Bekleidung Unterseite, Geländer
  • Innenwände: Konstruktion, Oberfläche, Oberfläche Außenwand
  • Geschossdecken: Tragverhalten, Wärmedämmung, Schalldämmung, Oberfläche Feuchtraum, Fußleisten, Decke
  • Innentüren: Konstruktion, Oberfläche
  • Heizungsanlagen: Wärmeerzeuger, Heizflächen
  • Sanitärinstallation: Entsorgungsleitung, Versorgungsleitung, Bäder & WCs
  • Elektroinstallation: Zähler, Sicherungen, Leitungen, Schalter
  • Keller: Feuchteschutz, Tragwände, Trennwände, Tragverhalten Decke, Kellerboden, Innentreppen
  • Hausanschlüsse: Kanalanschluss, Wasseranschluss, Gasanschluss, Elektroanschluss, Telefonanschluss
  • Außenanlagen: Zäune/Mauern, Befestigte Flächen, Stellplätze/Garagen, Außentreppen, Schutzelemente, Spielplatz/Müllplatz, Grünfläche/Bepflanzung

3D-Laserscanner: Komfortgerät für umfassende Gebäudeanalysen

Ein 3D-Laserscanner ermittelt innerhalb weniger Minuten viele Millionen Messpunkte in einem Gebäude und erstellt so ein dreidimensionales, sehr genaues Bild vom jeweiligen Raum. Die Handhabung ist dabei sehr einfach. Die Geräte, wie z. B. Focus 3D vom schwäbischen Hersteller Faro, wiegen inzwischen nur noch um die 5 kg. Man stellt den Laserscanner auf ein Stativ, er ähnelt dann einer in die Jahre gekommenen Videokamera.

Ganz und gar nicht in die Jahre gekommen ist jedoch die Messtechnik eines 3D-Laserscanners. Das Gerät dreht sich um seine eigene Achse und tastet dabei den Raum mit Laserstrahlen ab. Die Rohdaten bilden eine 3D-Punktewolke, welche sich gleich per USB in ein CAD-System einspeisen lässt. Gerade für denkmalgeschützte Gebäude ist diese Methode erste Wahl, weil keinerlei Berührung der unter Umständen sehr empfindlichen Bausubstanz erfolgt. So fand ein 3D-Hochleistungsscanner bei der Analyse der Kirche San Michele Arcangelo in der norditalienischen Gemeinde Borgo di Terzo Anwendung.

Auch große Entfernungen spielen übrigens keine Rolle mehr, moderne Laserscanner haben eine Reichweite von mehreren hundert Metern. Ob sich für ein Architekturbüro die Anschaffung eines Laserscanners anbietet, muss im Einzelfall entschieden werden. Sie sind in der Anschaffung teuer, können aber für ca. 90 Euro pro Tag ausgeliehen werden.